DAV

19.03.2024 [Verband]

Pit Schubert gestorben



Pit Schubert war einer der stärksten Alpinisten im Lande und als alpiner "Sicherheitspapst" weltbekannt. Er kam aus einfachen Verhältnissen, fand am Rotenfels zum Klettern. Und wer dort stieg, dem fiel der Weg in die großen Berge auch leicht. Dort war er in den 1960ern und 1970ern unterwegs in schwierigen Routen an Fels und Eis. Auf Classics und frühen Wiederholungen und Erstbegehungen.

Später ging er auch mit auf Expedition, bestieg 1976 erstmals die Annapurna IV (7525m) über die sehr schwierige Südwand und schaffte es mit erfrorenen Füßen nur knapp zurück hinab, als ihn die Expedition schon verschollen gemeldet hatte. Danach leitete er mit Umsicht und großer Begeisterung zahlreiche Trekkingtouren im geliebten Nepal.

Er sah auch unterwegs immer wieder Unfälle und wie großes Leid sie bereiten. Als studierter Ingenieur, der damals an der Entwicklung des Sikorski-Hubschraubers mitwirkte, war er die treibende Kraft bei der Formierung des Sicherheitskreises. Die lockere Arbeitsgruppe aus extremen Kletterern wie Dieter Hasse, Hermann Huber, Manfred Sturm bemühte sich seit 1968 ehrenamtlich darum, unfallträchtige Schwachstellen im komplexen Geschehen beim Klettern und Bergsteigen zu erkennen
und bewusst zu machen.

Als die Schaffung von Industrienormen für Bergausrüstung beschlossen wurde, bot der Deutsche Alpenverein Pit 1978 dafür eine feste Anstellung als Sicherheitsingenieur an. Er verließ den Platz in der Industrie und hatte sein Büro von nun an in der Geschäftsstelle des DAV auf der Praterinsel in München. Und er arbeitete nun Vollzeit mit Leidenschaft und Empathie und Sachverstand an der großen Aufgabe, das Bergsteigen sicherer zu machen.

Er entwickelte Tests für Seile, Karabiner, Haken, Klemmkeile, Kletterführer, Sicherungsmethoden, recherchierte und analysierte Bergunfälle und verbreitete die gewonnenen Erkenntnisse in klarer, verständlicher Sprache und oft humorvoll in zahllosen Protokollen, Diagrammen, Lehrschriften, Kletterführern, Aufsätzen, und immer sehr beliebten Vorträgen, bis zu seinem hochverdienten Ruhestand im Jahr 2000. Unvergessen sind die teils makaberen Fallbeispiele alpiner Unfälle in der Buchveröffentlichung "Sicherheit in Fels und Eis", die dank der drastischen, nichts beschönigenden Schilderungen sehr zum Nachdenken anregen. Dass die Unfallzahlen im Hochgebirge trotz steigender Besucherzahlen stark gesunken sind, ist zu einem guten Teil seiner Lebensarbeit zu danken. Im Alter von 88 Jahren ist Pit nun schließlich lebenssatt von uns gegangen.

Richard Goedeke